Fellini – Dworak

WAS HAT FEDERICO FELLINI MIT PETER DWOŘAK ZU TUN?
Nichts! Weil der italienische Film-Maler den schwermütigen böhmischösterreichischen Zeichner nicht kannte – auch nicht dessen Bilder.

Umgekehrt hat Peter Dwořak sehr viel mit Federico Fellini zu tun, von dessen Film-Geschichten er sich oft und gerne inspirieren läßt.

Der Zeichner kennt natürlich die riesigen Brüste so mancher Fellini-Heldinnen, die sich mütterlich-besitzergreifend bis männerfressend auf der Leinwand bewegen; den wohlgefüllt schaukelnden Mutter-Busen, der zugleich sinnliche Geborgenheit ausstrahlt und schrecken hervorruft – zumindest in der Vorstellung mancher Männer-Hirne. das ist kein italienisches Phänomen. Auch wenn der Regisseur oft betonte – und damit auch seine eigene Betroffenheit erklärte –, daß gerade der „italienische Mann“ nicht erwachsen werden will, sei doch die zwiespältigkeit Mutter-Kirche dagegen.

Marcello Mastroianni geht schauspielerisch herrlich und demütig ein, wenn die Bewohnerinnen der „Stadt der Frauen“ das vaginale Tor öffnen. Casanova bäumt sich regelrecht auf, um noch einen Zweig seiner nicht unendlichen Männlichkeit zu erreichen – und begibt sich in ein lebenslanges Leistungsdenken.

Wer behauptet da, er hätte keine Angst vor Frauen? Maestro Fellini? Casanova? Marcello? Dwořak, der Letzte? Wir alle wollen aufgenommen werden in die überdimensional erscheinende Frau, fürchten aber zugleich, im inneren der Fruchtbarkeitsgöttin zu verschwinden. Nebenbei führen wir Männer-Kriege, um bei Frauen anzukommen. Aber die Frauen spielen nicht mehr mit. Sie wollen nicht mehr länger Madonna und Hure in einer Person sein. Es ist ausgeträumt!

Nur das Auge darf offen bleiben… wenn eine geistesschwache Film-Person vom Gipfel eines Baumes lauthals schreiend um eine Frau fleht und von einer zwergenhaften Nonne mit vorläufigem Mitgefühl erlöst wird; wenn Julia sich mit ihren Geistern unterhält.

Nicht zu vergessen: der Weihrauch-umwölkte Tanz der Pfaffen in „Roma“ und die rotmundige, glutäugig-wehmütige Dorf-Schöne aus „Amarcord“. Sie wartet auf den leuchtenden Dampfer der unerfüllten Sehnsucht.

Die Kirchen-Fürsten stolzieren ihrer päpstlichen Segnung entgegen. Der irre vom Baum wird von der Zwergennonne in die geschlossene Anstalt zurückgebracht. Marcello steht noch immer vor dem verschlossenen Tor der Stadt der Frauen. Casanova kann endlich nicht mehr. Er muß sich etwas anderes einfallen lassen. Giulietta flüchtet zu ihrem Zampano. Die Clowns hören sowieso nie auf, das Publikum in das rund des Lebens-Zirkus’ zu locken. Sie tun es mit einem lachenden und vielen weinenden Augen. Die Schminke zerrinnt traurig-wässrig über immer wieder zum-leben-ja-sagenden-Gesichtern … Julias Geister zirpen heimlich-unheimlich in einer schwarzweißen Film-Nacht. Fellini führt Regie – und läßt die Phantasie dabei nicht zu kurz kommen. Das Kulissen-Schiff bewegt sich nicht wirklich von der Stelle auf den in der Cinecittà aufgebauten künstlichen Meereswogen. Die Sehnsüchte der Passagiere werden nur bis zum nächsten Film erfüllt. Alles ist traumhaft unwirklich und wirklich traumhaft. Gaukler sind dazu da, uns die Vielschichtigkeit des Lebens und Sterbens vorzugaukeln. Der Maler hört Musik aus Fellini-Filmen und grüßt die wundervolle Welt des Film-Zauberers und Zirkus-Direktors mit all seinen ihm zur Verfügung stehenden Bildern.
Tschau – auf Wiedersehen im nächsten Film!